Tomato brown rugose fruit virus (ToBRFV)

Um welchen Schädling handelt es sich?

ToBRFV ist ein neu auftretender Virus aus der Gattung der Tobamoviren. Der Ursprung ist nicht bekannt. Die ersten Berichte zum Auftreten erfolgten In Israel (2014) und in Jordanien (2015). In den Jahren danach kam es global verstreut zu Funden von ToBRFV ( Mexiko, Ostasien, Naher Osten aber auch in einigen Mitgliedsstaaten der EU). Von 2021 bis 2023 wurden aus fast allen Mitgliedsstaaten der EU eine Reihe von Ausbrüchen gemeldet. Betroffen waren v.a. große Fruchtproduzenten, die Jungpflanzen bzw. Saatgut im internationalen Warenverkehr zukauften. In AT sind derzeitt (2023) sechs Unternehmer in fünf Bundesländern betroffen, die Tomaten bzw. Paprika in Gewächshäusern produzieren.

Hauptwirtspflanze ist die Tomate (auch Paprika und andere Solanaceae können befallen werden). Es treten Symptome an Früchten und Pflanzen auf (anfällige Sorten sterben ab). Infektionen erfolgen über das Saatgut und mechanisch (z.B. Verletzungen). In der Folge produziert die Wirtspflanze große Mengen von Viren. Diese sind sehr langlebig und können auch nach Absterben der Pflanzen auf Pflanzenresten und in der Erde, auf Kleidung, Oberflächen, in Bewässerungssystemen etc. überdauern.

Was sind die Einschleppungswege und wie erfolgt die Ausbreitung?

Die Einschleppung über größere Distanzen erfolgt meist über Saat- und Pflanzgut. Im Betrieb wird ToBRFV mechanisch im Zuge von Kulturarbeiten (über die Haut, Kleidung, Werkzeuge, Pflanztöpfe und Verpackungsmaterial, etc.) verschleppt. Auch die Übertragung durch Nährlösungen und Insekten (Hummeln zur Bestäubung) ist möglich. Das Risiko einer weiteren Ausbreitung in Europa wird als sehr hoch eingeschätzt.

Was wird getan, um die Einschleppung und Verbreitung zu verhindern?

Mit der Durchführungsverordnung(EU) 2023/1032 (konsolidierte Fassung) werden die Dringlichkeitsmaßnahmen zur Verhinderung der weiteren Ein- und Verschleppung von ToBRFV in die EU neu festgelegt. Schwerpunkt der Maßnahmen sind weiterhin verstärkte Kontrollen an Saatgut beim Import aus Drittstaaten (z.B. aufgrund der vielen Nachweise beim Import ist nun eine lückenlose Nachtestung importierter Saatgutpartien aus China und an 50% der Partien aus Israel notwendig). Der Fokus der Maßnahmen im Binnenmarkt liegt ebenfalls bei der Produktion gesunden Saatguts. So muss Saatgut von Tomate (Solanum lycopersicum) und Paprika/Chili (Capsicum spp.) bzw. die Mutterpflanzen von denen das Saatgut stammt beprobt, getestet und als frei von ToBRFV befunden worden sein. Bei Auftreten des Virus in der Fruchtproduktion sind zur Verhinderung der weiteren Verschleppung während der Kulturführung und am Ende der Erntesaison umfangreiche Hygienemaßnahmen einzuhalten.

Die Einhaltung der Bestimmungen wird durch die Ausstellung des Pflanzenpasses bestätigt. Um Ausbruchsherde frühzeitig zu erkennen führen die Mitgliedsstaaten Erhebungen zum Auftreten von ToBRFV durch.

Wie kann man einen Befall von ToBRFV erkennen?

Durch eine Infektion mit dem Virus können sich Symptome an Blättern, Früchten und der gesamten Pflanze zeigen. An Blättern kommt es zu einer leichten bis starken Mosaikfärbung (Bild 1) oder auch zu untypisch geformten bzw. blasig gewölbten Blättern (Bild 2). An Früchten werden runzelig braune oder gelbe Verfärbungen sichtbar (Bild 3). Gelegentlich kommt es auch zur Welke mit anschließender Vergilbung der gesamten Pflanze.

An Saatgut und an Jungpflanzen ist eine Infektion in der Regel nicht zu erkennen, mit einer Testung vor der Aussaat/ Pflanzung können latente Infektionen nachgewiesen werden.

Bitte melden Sie Verdachtsfälle an den zuständigen Pflanzenschutzdienst Ihres Bundeslandes!

Welche Bedeutung hat der Schädling für die Pflanzenproduktion in Österreich?

Für die Produktion anfälliger Sorten von Tomaten und Paprika stellt ToBRFV aufgrund seiner leichten Verbreitung, seiner Persistenz und der schweren Bekämpfbarkeit ein sehr großes Risiko dar.

Resistente Sorten stehen zurzeit nur bei Paprika zur Verfügung, bei Tomaten zurzeit nur tolerante.

Wo kann ich weitere Informationen zu ToBRFV finden?

 

Für den Inhalt verantwortlich:

Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH
Amtlicher Pflanzenschutzdienst

DI Robert Steffek
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Stand der Information: August 2023