Heerwurm (Spodoptera frugiperda)

Um welchen Schädling handelt es sich?

Spodoptera frugiperda ist eine Schmetterlingsart aus der Familie der Eulenfalter (Noctuidae). Sie ist in Süd-, Zentral- und Nordamerika beheimatet. Von ihrem Auftreten in Westafrika wurde erstmals 2016 berichtet. Innerhalb weniger Jahre hat sich die Art auf das gesamte Gebiet südlich der Sahara ausgebreitet und wurde dort zu einem der wichtigsten Schädlinge, insbesondere an Mais. Von 2017-2019 besiedelte S. frugiperda erfolgreich weite Teile Asiens (bis nach Nordchina und Korea) und Ozeaniens (inkl. Australien und Neuseeland).

Im Mittelmeerraum wurde S. frugiperda 2019 erstmals in Ägypten gefunden (und ist mittlerweile dort weit verbreitet), 2020 erfolgten erste Funde in Israel und Jordanien, 2021 in Syrien und im Herbst 2022 in der Türkei (in vier Maisfelder der Provinz Adana).

Europa galt bis Februar 2023 als befallsfrei, bis in Maisfeldern an der Südküste Zyperns einige Falter in Lockstofffallen gefunden wurden.

Was sind die Einschleppungswege und wie erfolgt die Ausbreitung?

Der Heerwurm hat einen sehr breiten Wirtspflanzenkreis und befällt eine Vielzahl von Pflanzenfamilien. Bevorzugt werden Arten aus der Familie der Süßgräser (Poaceae). Wichtige Kulturarten darunter sind Mais, Hirse und Reis, an diesen Arten kommt es in wärmeren Klimaten zu hohen Ertragsausfällen und wirtschaftlichen Schäden.

Darüber hinaus werden aber auch diverse Gemüse- und Zierpflanzenarten befallen.

Eine Einschleppung von Spodoptera frugiperda im Larven- und Eistadium kann durch den Handel mit Waren aus Befallsländern erfolgen. Aufgrund des intensiven Handels mit den Mittelmeerländern erhöht dies die Wahrscheinlichkeit, dass der Falter auch in Österreich nachgewiesen werden kann. Die natürliche Ausbreitung erfolgt über größere Distanzen durch die aktive Flugtätigkeit der Falter. Auch auf diesem Weg können Sommerpopulationen nach Österreich gelangen.

Was wird getan, um die Einschleppung und Verbreitung zu verhindern?

Spodoptera frugiperda ist als Unionsquarantäneschädling (--> prioritärer Schädling) gelistet und unterliegt dadurch bestimmten Überwachungs- und Bekämpfungsmaßnahmen, die in der Durchführungsverordnung 2023/1134 festgelegt sind. Aufgrund der vielen Funde im Zuge der Importkontrollen gelten nun sehr strenge Bestimmungen für die Einfuhr von Pflanzen und Pflanzenteile von Chrysanthemum, Dianthus, Pelargonium, Zea mays (z.B. Maiskolben) und Asparagus (grüner Spargel), Früchte von Capsicum (Paprika, Chilli), Momordica (Bittergurke), Solanum melongena, S. aethiopicum und S. macrocarpon (Auberginen). In Österreich führt das Bundesamt für Ernährungssicherheit (BAES) Importkontrollen von  Wirtspflanzen an Ersteintrittstellen durch (z.B. am Flughafen Wien). Die Amtlichen Pflanzenschutzdienste in den Bundesländern sind für Betriebskontrollen zur Früherkennung des Schädlings verantwortlich und überprüfen die Einhaltung der Binnenmarktbestimmungen.

Wie kann ein Befall erkannt werden?

Durch ihre Fraßtätigkeit verursachen die Larven unspezifische Symptome, wie Loch- oder Kahlfraß an den Blättern. Larven, die Bohrgänge durch die Stängel der Wirtspflanzen fressen, können zum Umknicken der Pflanzen führen. Im Gegensatz zu Arten anderer Schmetterlingsfamilien werden die Blätter nicht verklebt und es werden auch keine Gespinste gebildet. Eier und Larven sind an allen oberirdischen Pflanzenteilen zu finden.

Die Eiablage durch die adulten Falter erfolgt in Gelegen von 100 - 300 Eiern. Die Eigelege sind durch Schuppen vom Abdomen der Falter geschützt (Bild 1). Bei Temperaturen zwischen 20 und 27°C schlüpft nach 2-4 Tagen das erste Larvenstadium. Die ersten beiden Stadien fressen gesellig an den jungen Blättern und im Vegetationskegel. Das 3. Stadium verbreitet sich einige Meter im Bestand (Bild 2). Im letzten Larvenstadium kann die Art Spodoptera frugiperda anhand drei gelber Streifen, der vier im Quadrat angeordneten behaarten Flecken am letzen Segment und der Y-Form auf der Kopfkapsel, identifiziert werden (Bild 3). Nach 6 Larvenstadien erfolgt die Verpuppung im Boden. Die Falter sind unauffällig mit einer Flügelspannweite von 3-4 cm (Bild 4). Die gesamte Entwicklungsdauer von Ei zum Falter beträgt 66 Tage bei 18°C und 18 Tage bei Optimaltemperatur von 28°C. In wärmeren Regionen sind bis 6 Generationen pro Jahr möglich.

Welche Bedeutung hat die Art für die Pflanzenproduktion in Österreich?

Spodoptera frugiperda ist eine Schmetterlingsart der es nicht möglich ist durch ein Stadium der Entwicklungsruhe (Diapause) ungünstige Bedingungen zu überleben. Bei Temperaturen unter 10° erfolgt keine weitere Entwicklung mehr. Das bedeutet, dass für diese Art eine dauerhafte Ansiedlung in Mitteleuropa aufgrund der Winterfröste nicht möglich ist und der Heerwurm nur in der warmen Jahreszeit zu Schäden führen kann. Aufgrund der Flugfähigkeit der Falter und seinem ausgeprägten Wanderverhalten in seiner ursprünglichen Heimat Amerika, wo eine jährliche Ausbreitung von südlichen US Bundesstaaten (Florida, Texas, usw.) über einige 100 km bis nach Kanada beobachtet wird, kann man davon ausgehen, dass bei einer Einschleppung in den Mittelmeerraum auch bei uns mit dem Auftreten von Sommerpopulation an den diversen Wirtspflanzen zu rechnen ist. Das Schadenspotential dieser Art für Österreich ist aber als gering einzuschätzen.

Wo kann ich weitere Informationen zum Schädling finden?

 

Für den Inhalt verantwortlich:

Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH
Amtlicher Pflanzenschutzdienst

DI Robert Steffek
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Stand der Information: August 2023