Xylella-Bakteriose (Xylella fastidiosa)

Um welchen Schädling handelt es sich?

Xylella fastidiosa (Xf) ist ein Bakterium, das die Leitbündel (das Xylem) von Pflanzen besiedelt. Seine massenhafte Entwicklung führt zur Blockade des Wasser- und Nährstofftransports und indirekt zur Symptomausprägung. Es sind vier Unterarten bekannt, die ihren Ursprung in Nord-, Zentral- bzw. Südamerika haben. Xf ist in der EU als prioritärer Quarantäneschädling meldepflichtig und es müssen Maßnahmen zur Ausrottung gesetzt werden.

Im Herbst 2013 wurde das Bakterium erstmals in Europa nachgewiesen (an Oliven in Apulien). Die dort auftretende Unterart Xf subsp. pauca führte zum Absterben tausender Hektar Oliven und stellt eine ernste Gefahr für den Olivenanbau im Mittelmeerraum dar. Darüber hinaus wurden aber in den vergangenen Jahrzehnten verschiedene Unterarten von Xf in andere Mittelmeerländer eingeschleppt, sodass die Krankheit nun flächendeckend auf den Balearen (Ibiza, Mallorca, Menorca) und Korsika auftritt. Kleinere lokal begrenzte Ausbruchsherde im Mittelmeerraum gibt es an der Cote d'Azur bzw. Languedoc-Rousillon (Department Gard) (FR), in der Nähe von Alicante (ES), auf der Halbinsel Monte Argentario (Toskana, IT) sowie seit 2021 und 2022 an verschiedenen Orten in Lazio (IT) und in der Umgebung von Porto (PT). 2023 wurden 9 Ausbruchsherde (sowohl Xf subsp. multiplex als Xf subsp. fastidiosa) in verschiedenen Regionen Portugals gemeldet.

Von ökonomischer Bedeutung ist X. fastidiosa bei Laubgehölzen (bei einjährigen Pflanzen sind latente Infektionen häufig). Abhängig von der Unterart, der Wirtspflanze und den klimatischen Bedingungen kann das Baktierum zum Absterben der Pflanzen führen. Besonders starke Folgen hatte X. fastidiosa subsp. fastidiosa für die Weinwirtschaft in Kalifornien und Florida (die Krankheit ist bei Wein als ‚Pierce's disease‘ bekannt). Auch für den Steinobst- und Zitrusanbau ist X. fastidiosa von Bedeutung. Berichte zu Schäden gibt es auch bei Laubbäumen und Ziergehölzen.

Was sind die Einschleppungswege?

Das größte Risiko der Einschleppung besteht beim Kauf infizierter Pflanzen aus Befallsgebieten. Importierte Jungpflanzen können latent infiziert sein (auch wenn sie keinerlei Symptome zeigen) und stellen ein Risiko für die Einschleppung von X. fastidiosa dar. Besonders häufig befallen sind Lavendel, Rosmarin, Oleander, Polygala, Kaffee…

Die Mitnahme von Wirtspflanzen aus abgegrenzten Befallsgebieten ist verboten!

Wie erfolgt die lokale Ausbreitung?

In Amerika wird X. fastidiosa von verschiedenen xylem-saugenden Blut- (Cercopidae) und Zwergzikaden (Cicadellidae) übertragen. In Europa ist die Übertragung für die - auch in Österreich verbreitete - Wiesenschaumzikade (Philaenus spumarius) und für die verwandten Arten Philaenus italosignus und Neophilaenus campestris belegt. Vermutlich können aber auch noch weitere xylemsaugende Zikaden das Bakterium übertragen.

Was wird getan, um die Einschleppung und Verbreitung von Xylella fastidiosa zu verhindern?

Xylella fastidiosa ist als Unionsquarantäneschädling (Prioritärer Schädling) gelistet und unterliegt dadurch klar definierten amtlichen Überwachungs- und Bekämpfungsmaßnahmen.

Mit der neuen Durchführungsverordnung (EU) 2020/1201 (konsolidierte Fassung) wurden die Maßnahmen zum Schutz gegen die Einschleppung und Ausbreitung von X. fastidiosa aktualisiert. Diese umfassen Vorschriften hinsichtlich der Einfuhr von Wirtspflanzen aus Drittländern, wie auch zum Verbringen aus Befallsgebieten. In Österreich  führt das Bundesamt für Ernährungssicherheit (BAES) Importkontrollen an Ersteintrittstellen durch (z.B. am Flughafen Wien). Diese Kontrollen inkludieren auch eine Labortestung importierter Pflanzen auf X. fastidiosa, um einen latenten Befall nachzuweisen. Zudem wird von den Pflanzenschutzdiensten in den Bundesländern ein Überwachungsmonitoring zur Früherkennung von Befallsherden in Österreich durchgeführt.

Wie kann man eine Infektion mit Xylella fastidiosa erkennen?

Symptome von X. fastidiosa sind unspezifisch und äußern sich ähnlich auch bei abiotischem Stress (z.B. Wasser-, Nährstoffmangel). Häufig treten Blattrandnekrosen auf, die sich auf die gesamte Blattspreite ausbreiten können (Bilder 1 bis 4). An Laubgehölzen kann dies zu Dürresymptomen und dem Absterben infizierter Pflanzen führen. Jungpflanzen sind in der Regel symptomlos. Eine Infektion kann nur mittels Labortest nachgewiesen werden.

Bitte melden Sie Verdachtsfälle an den zuständigen Pflanzenschutzdienst ihres Bundeslandes!

Welche Bedeutung hat der Schädling für die Pflanzenproduktion in Österreich?

X. fastidiosa ist ein Bakterium mit hohen Temperaturansprüchen: die meisten Unterarten haben ihren Ursprung im subtropischen Klima. Das kontinentale Klima Österreichs mit Wintertemperaturen unter dem Gefrierpunkt ist für deren Entwicklung nicht optimal. Die Unterart multiplex tritt am weitesten verbreitet auf, u.a. auch im Nordosten der USA und in Kanada, in Regionen mit ähnlichem Klima wie in Österreich. Die dort hervorgerufenen Schäden, insbesondere an Bäumen im Stadtgebiet sind zwar nicht mit den verheerenden Ausbrüchen im Süden der USA und in Südeuropa vergleichbar, die die Wein- bzw. Olivenproduktion gesamter Gebiete gefährden, dennoch kann X. fastidiosa durch die Klimaerwärmung (mildere Winter und heiße Sommer mit ausgedehnten Trockenperioden) auch in Österreich eine zunehmende Rolle spielen.

Für die in der EU auftretenden Unterarten sind bereits annähernd 200 Wirtspflanzenarten und -gattungen als anfällig bestätigt worden. Viele davon sind mediterrane Gehölze, manche können auch im Zierpflanzenhandel nach AT gelangen (Lavendel, Rosamarin, Italienische Strohblume etc.). Für die landwirtschaftliche Produktion in Österreich ist vor allem das Auftreten der kältetoleranten Unterart Xf. subsp. multiplex an Steinobstarten (Kirsche, Zwetschke) relevant, die von den in der EU auftretenden Vektoren verbreitet wurde und zu einem großflächigen Absterben insbesondere von Mandelpflanzungen im Mittelmeerraum führte. 2023 wurde diese Unterart nun erstmals auch punktuell an Reben in PT gefunden. Maßnahmen zur Ausrottung wurden gesetzt. Die weitere Entwicklung wird von den Behören vor Ort überwacht und die Mitgliedsstaaten der EU regelmäßig informiert. Xf subsp. fastidiosa, jene Unterart die in Kalifornien 'Pierce's disease' an Wein verursacht, tritt zwar auf den Balearen auf. In den Weinbaugebieten Österreichs liegen die Minimumtemperaturen im Winter deutlich unter -1°C, sodass die epidemiologische Bedeutung dieser Unterart für den Weinbau in AT gering ist.

Wo kann ich weiterführende Informationen zum Schaderreger finden?

 

Für den Inhalt verantwortlich:

Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH
Amtlicher Pflanzenschutzdienst

DI Robert Steffek
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Stand der Information: August 2023